LINGENER TAGESPOST  2011


 80 Wagen und Fußgruppen

Bawinkel helau: Bahn „verursacht“ Verspätung beim Karnevalsumzug

Der Karnevalsclub „De Spaßmakers ut Bawinkel“ hatte für Samstag zum närrischen Umzug durch den Ort geladen. Dem Ruf gefolgt waren 80 Wagen und Fußgruppen sowie nach Schätzung der Organisatoren über 10000 Zuschauer.

„Ab zu den Bawinkler Wies’n – Wir wissen wenigstens noch, wo es langgeht.“ Nicht nur die „Los Emslandsalseros“ aus Lingen machten sich unter diesem Motto auf in den Ort an der B213. Auch viele andere Gruppen feierten ihr Oktoberfest im März. So behaupteten die „Flexer“ aus Bawinkel: „Ob Wies’n oder Vas’n – Flexer jagen alle Hasen.“

 

Lokalpolitisch motiviert waren Narren aus Bawinkel und Bramhar. Die KV Bramhar hatte in Lingen „einen neuen Sheriff in der Stadt“ ausgemacht. Die „Spaßmakers machten sich unter dem Motto „Lehrer und Bauern sind an der Macht – Bawinkel schläft Tag und Nacht“ über den eigenen Gemeinderat lustig.

 

Aber auch die großen politischen Themen kamen nicht zu kurz. „Stuttgart 21“ war das Motto von zwei Wagen. Im Emsland hätte man die Milliarden, die in Schwaben unter heftigem Protest verbaut werden, gerne. Während man in Gersten von einer Bahnlinie „Langen–Gersten–Klosterholte“ träumt, stellten die „Elche“ aus Emsbüren fest: „In Stuttgart will die Bahn Milliarden ausgeben, in Leschede kann sie nicht mal einen Tunnel ausheben.“

 

Dass die Bahn an Verspätungen selbst dann schuld ist, wenn sie im Karneval auf die Schippe genommen wird, bewiesen die als Eisenbahner kostümierten Emsbürener dann unfreiwillig: Ihr Wagen blieb in den engen Straßen an einem Mäuerchen hängen und konnte erst nach einigem Rangieren weiterfahren.

 

Als die „Elche“ und die wenigen hinter ihnen ziehenden Gruppen am Kirchplatz, dem Ziel des Umzuges, ankamen, steppte dort bereits der Bär. Die Zugteilnehmer feierten ausgelassen unter freiem Himmel oder im dichten Gedränge des Festzeltes. „Der Zug ist super organisiert, und es ist eine tolle Fete am Ende“, sprach Bawinkels Bürgermeister Adolf Böcker den Organisatoren der „Spaßmakers ut Bawinkel“ seine Anerkennung aus, bevor er sich selbst schnell wieder ins närrische Treiben stürzte.

 

Dort feierte auch die Gruppe „Sedecim“ aus Bawinkel, deren Mitglieder die Wirtschaftskrise in Irland auf ihre ganz eigene Art bekämpfen wollten. „In Irland wird die Kohle knapp, drum saufen wir im Irish Pub“, lautete ihr Motto. Trotzdem verzichteten sie im Festzelt auf ihr Guinness – das Pils schmeckte wohl ebenso lecker. Zugmarschall Georg Dulle sprach ebenfalls von einer „super Partystimmung“.

 

Allerdings hat er eine Sorge, die man anderenorts wohl gerne hätte: „Der Zug wird zu lang“, so Dulle. An einigen Stellen des Zugweges kreuzte er den eigenen Weg. „Hier müssen wir im nächsten Jahr Änderungen vornehmen“, hat der Zugmarschall Handlungsbedarf erkannt.

 

Ansonsten sei fast alles reibungslos verlaufen. „Das war eine ganz friedliche, ausgelassene Fete ohne jeden Zwischenfall“, freute sich Dulle. Dies bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung am Sonntag auch die Polizei in Lingen. „Keine besonderen Vorkommnisse in Bawinkel“, ließ die Wache gestern verlauten.

Von Wilfried Roggendorf